Jutta Maissens zweites Buch bei „Wort & Klang“ im Domino mit Klavierspiel inszeniert
22. Oktober 2022Nadel & Faden
1. November 2022Am Dienstag, 11. Oktober, traf sich eine Gruppe von 15 Personen vor dem Jüdischen Museum, um einen Einblick in das Leben der Menschen in diesem Viertel zwischen 1617 und 1940 zu bekommen.
1617 war das Jahr, als der damalige Reichsgraf Kaspar von Hohenems durch einen Schutzbrief jüdische Familien in Hohenems eine jüdische Gemeinde gründen ließ. Er wollte dadurch Hohenems wirtschaftlich beleben, was ihm auch gelang. Über Jahrhunderte prägten zwei Straßen die jüngste Stadt im Vorarlberger Rheintal – die ‚Christengasse‘ und die ‚Judengasse‘.
Die jüdische Gemeinde entwickelte sich im 18./19. Jahrhundert zu einem wirtschaftlichen Dreh- und Angelpunkt in den Alpenländern mit Handelsverbindungen in die wichtigsten europäischen Handelsstädte, sogar nach Konstantinopel und in die USA. Kaufleute und zunehmend auch Industrielle wie die Familien Hirschfeld und Brettauer, Brunner oder Rosenthal, Schwarz und Burgauer gründeten Textilunternehmen und Banken, Eisenbahnen und Brauereien, Buchhandelsketten und Versicherungen.
Viele Hohenemser Juden wanderten in dieser Zeit wegen Platzmangels – das Viertel war auf wenige Straßenzüge begrenzt – und auf Grund liberalerer Freiheitsrechte in größere europäische Städte ab.
1940, wurden die letzten acht jüdischen Hohenemser nach Wien und dann weiter in Konzentrationslager im Osten deportiert. Die jüdische Gemeinde wurde zwangsaufgelöst. Das Vermögen der Kultusgemeinde wurde von den Behörden beschlagnahmt.
So spazierten wir unter fachkundiger Führung von Philipp Rusch durch die handvoll Gassen, die in den letzten Jahren mit sehr viel historischer Sorgfalt und Fachwissen in eine Art „Freiluftmuseum“ verwandelt wurde. Zum einen Teil noch Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert – denn sehr viele Häuser wurden durch Brände zerstört – und zum anderen Teil neue moderne Häuser, die mit viel Gespür für die historische Bedeutung in das bestehende Ensemble eingebettet wurden. Cafè Kitzinger, das Armenheim, das Gasthaus „zur frohen Aussicht“ (Landauer), Salomon Sulzersaal,(Haus der Familie Brettauer) die jüdische Volksschule und die Mikwe, das jüdische Ritualbad.
Hr. Rusch gab uns mit Geschichten über die Bewohner Einblick in das jüdische Leben und das Zusammenleben mit der christlichen Bevölkerung in Hohenems. So quasi einen Blick hinter die Fassade der Häuser, auf das Leben und die Schicksale der jüdischen Hohenemser.
Der Streifzug durch die Gassen endete mit dem Besuch beim jüdischen Friedhof, der immer noch für Begräbnisse verwendet wird.
Vielen Dank für diesen sehr informativen und kurzweiligen Nachmittag in Hohenems!
Eine Teilnehmerin